Polyurie: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Florian Hagedorn Florian Hagedorn
9 Minuten gelesen

Polyurie: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

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Die Probleme und Auffälligkeiten, die im Laufe eines Lebens rund um das Wasserlassen auftreten können, sind vielfältig. Neben der Harninkontinenz und häufigem Absetzen kleiner Urinmengen (Pollakisurie) gehört die Polyurie ("Harnflut") zu den Problematiken, mit denen sich nicht wenige Menschen auseinandersetzen müssen. In diesem Beitrag sprechen wir ausführlich über die Polyurie und ihre Symptome, beleuchten deren Ursachen und widmen uns auch der Frage, welche Behandlungen möglich sind.

Kurz & Knapp: Übersicht zum Thema

Dieser Artikel befasst sich umfassend mit den wichtigsten Themen rund um die Polyurie. Unter anderem werden diese Kernpunkte besprochen:

Kennzeichnend für die Polyurie ist eine erhöhte Urinproduktion, die dazu führt, dass Betroffene viel und häufig Wasser lassen müssen.

Ursächlich können bestimmte Medikamente, zum Beispiel Diuretika, und verschiedene Erkrankungen, darunter Diabetes, Niereninsuffizienz und Bluthochdruck sein.

Die Behandlung der Polyurie erfolgt auf der Grundlage einer ärztlichen Diagnose und richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache.

Was ist Polyurie?

Liegt eine Polyurie vor, so produziert der Körper überdurchschnittlich viel Urin. Während die tägliche Urinausscheidung normalerweise maximal 2,5 Liter beträgt, übersteigt sie bei Betroffenen oftmals die 3-Liter-Marke. Durch die hohe produzierte Urinmenge verspüren viele Personen mit Polyurie öfter als gewöhnlich Harndrang und sind an häufiges Wasserlassen gewöhnt. Auf der Toilette setzen sie regelmäßig eine große Harnmenge ab - genau hier liegt der Unterschied zur Pollakisurie. Menschen mit Pollakisurie verspüren ebenfalls Harndrang, dem sie mit häufigem Wasserlassen begegnen, scheiden jedoch stets nur geringe Mengen an Urin aus.

Übrigens: Für Betroffene geht die Polyurie zumeist mit einigen unangenehmen Begleiterscheinungen einher, die wir im weiteren Verlauf dieses Beitrags genauer betrachten. Im Gesamtbild ergibt sich daraus ein nicht zu unterschätzender Leidensdruck und eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Ursachen von Polyurie

Die Suche nach der Ursache der hohen Urinproduktion kann sich durchaus langwierig gestalten, denn es kommen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen recht viele mögliche Auslöser und Gründe infrage. Da wären zunächst einmal die naheliegenden und nicht-pathologischen Ursachen. Zu ihnen zählt vor allem das vermehrte Trinken. Wird die Flüssigkeitszufuhr stark erhöht, resultiert daraus natürlich auch eine Urinausscheidung in größerer Menge und gesteigerter Häufigkeit. Verstärkt wird dieser Umstand durch das Trinken von Alkohol, denn dieser hemmt die Ausschüttung des Hormons ADH (antidiuretisches Hormon), welches an der Flüssigkeitsresorption der Nieren beteiligt ist. Darüber hinaus können harntreibende Getränke, wie Kaffee und schwarzer Tee, eine Polyurie begünstigen. Auch Substanzen wie Alkohol können die Symptomatik verstärken.

Leider ist die Ursache von häufigem Wasserlassen in großer Menge nicht immer so harmlos, womit wir bei den möglichen pathologischen Hintergründen der Polyurie wären. Die häufigste pathologische Ursache ist ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus, der sich durch einen hohen Blutzuckerspiegel kennzeichnet. Der Körper versucht in diesem Fall, den Zuckerspiegel im Blut zu regulieren, indem vermehrt Urin ausgeschieden wird. Bei der Erkrankung Diabetes insipidus resultiert die Abgabe der großen Menge Harn hingegen aus einer gestörten ADH-Produktion.

Auch Nierenerkrankungen und die Niereninsuffizienz können eine überhöhte Ausscheidung von Urin verursachen. Die Menge an Urin, die von den Nieren resorbiert werden kann, ist dann vermindert, wodurch die auszuscheidende Urinmenge steigt. Weitere mögliche Ursachen: Herzrasen, Herzinsuffizienz und Bluthochdruck. Eine Krankheit oder Störung des Herzens kann also ebenfalls häufiges Wasserlassen erklären. Zu guter Letzt kann die Polyurie auf Infektionen der Blase und der Harnwege zurückzuführen sein, und zwar vor allem dann, wenn diese über einen langen Zeitraum hinweg unbehandelt bleiben.

Übrigens: Kommt es zu einer gesteigerten Harnausscheidung, ist es wichtig, die aktuelle Medikation des Patienten zu prüfen. Denn es gibt Medikamente, die Polyurie auslösen können. Dazu gehören vorrangig Diuretika und Antidiabetika.

Symptome und Begleiterscheinungen

Das Hauptsymptom der Polyurie ist die erhöhte Harnausscheidung. Der Großteil der Betroffenen erlebt in Verbindung damit das Symptom des starken Harndrangs sowie einen gesteigerten Durst (Polydipsie). Dieses Durstgefühl beschreiben Polyurie-Patienten als extrem intensiv und kaum zu stillen. Logisch, schließlich signalisiert der Körper so den überdurchschnittlich großen Flüssigkeitsverlust durch die übermäßige Urinausscheidung und verlangt nach einer entsprechenden Steigerung der Trinkmenge. Hinzu kommt oftmals eine sogenannte Nykturie, also Harndrang und häufiges Wasserlassen in der Nacht. Manche Menschen schildern daneben eine ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und Dehydration.

Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden

Da die Symptome, die eine Polyurie klassischerweise charakterisieren, auf eine zugrundeliegende, behandlungsbedürftige Erkrankung hinweisen können, ist in jedem Fall zu einer ärztlichen Abklärung zu raten. Wer bei sich häufiges Wasserlassen beobachtet und zusätzlich feststellt, dass er größere Mengen Urin absetzt, ohne dass er seine Flüssigkeitszufuhr erhöht hätte, sollte sich zeitnah an den Arzt oder die Ärztin des Vertrauens wenden. Dasselbe gilt, wenn starker, anhaltender Durst auftritt, der zwar das vermehrte Wasserlassen erklärt, selbst aber keine offensichtliche Ursache – wie etwa große Hitze oder sportliche Aktivität – hat.

Diagnose von Polyurie

Der Arztbesuch zur Abklärung des Verdachts auf Polyurie beginnt normalerweise mit einem ausführlichen Anamnesegespräch. Der Arzt befragt den Patienten nach den erlebten Symptomen, will wissen, welches Symptom seit wann und wie regelmäßig auftritt, und stellt Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und aktuellen Medikation des Patienten. Diese Informationen benötigt er, um im Anschluss passende medizinische Tests anzuordnen, wie z.B. die Plasmaosmolalität (gemessen in mosmol).

Die Palette an möglichen Untersuchungen reicht vom Blutdruckmessen, Bluttests und dem Abtasten der Nierengegend über Ultraschalluntersuchungen und Nierenfunktionstests bis hin zur Messung der ausgeschiedenen Harnmenge. Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist die Bestimmung der Urinosmolalität und Harnosmolalität, um die Konzentrationsfähigkeit der Nieren zu beurteilen. Gegebenenfalls ist es notwendig, im Ausschlussverfahren vorzugehen und etwaige ursächliche Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus und Nierenerkrankungen, differenzialdiagnostisch auszuschließen. Hierfür kann eine Überweisung an einen Facharzt erfolgen, der unter anderem einen Durstversuch oder eine Wasserdiurese-Messung durchführen kann.

Behandlungsoptionen bei Polyurie

Die Behandlungen, die bei Polyurie infrage kommen, richten sich nach der Ursache, auf die das Problem mit dem Wasserlassen zurückzuführen ist. Bei nicht-pathologischen Ursachen reichen oftmals Veränderungen im Lebensstil, wie zum Beispiel die Anpassung der Trink- und Ernährungsgewohnheiten, aus, um die Harnausscheidung zu reduzieren. Wird eine pathologische Ursache ausgemacht, konzentriert sich die Behandlung der Polyurie in aller Regel auf die Therapie der ursächlichen Erkrankung. Bei Betroffenen mit der Diagnose Diabetes mellitus zielt die Therapie beispielsweise auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels durch eine angepasste Ernährung, ausreichend Bewegung, Insulinspritzen oder Medikamente zur oralen Einnahme ab. Reguliert sich der Zuckerspiegel im Blut, nehmen auch die notwendigen Gänge zur Toilette ab.

Patienten, die an der Krankheit Diabetes insipidus leiden, erhalten zumeist ADH oder Medikamente, die die Wirkung des Hormons im Körper imitieren. Sind andersherum bestimmte Medikamente zur Behandlung einer Krankheit für die Polyurie verantwortlich, sollte über eine Änderung der Medikation nachgedacht werden. Rührt die Überproduktion von einer Stoffwechselerkrankung der Nieren her, steht die Verbesserung der Nierenfunktion im Mittelpunkt.

Übrigens: Da die passende Behandlung zur Linderung der Symptome oder zur "Heilung" der Polyurie exakt auf die jeweils zugrundeliegenden Ursachen und den einzelnen Patienten abgestimmt sein muss, um Erfolg zu versprechen, sollten die bestehenden Möglichkeiten unbedingt mit einem fachkundigen Mediziner erörtert werden. Eine Therapie "auf eigene Faust" zu beginnen, ist nicht zu empfehlen.

Umgang mit Polyurie im Alltag

Im Alltag nehmen viele betroffene Kinder und Erwachsene die Polyurie als großes Problem wahr. Der häufige starke Harndrang zwingt sie zum ständigen Wasserlassen, was bei manchen Patienten dazu führt, dass sie ihr Leben nach der Möglichkeit, zur Toilette gehen zu können, ausrichten. Sie vermeiden es, an Aktivitäten teilzunehmen, die beispielsweise im Freien stattfinden, wo es kein WC in unmittelbarer Nähe gibt, und fühlen sich in der Folge verständlicherweise eingeschränkt und unfrei. In Absprache mit dem behandelnden Arzt kann je nach Ursache und Beschwerdebild ein cleveres Flüssigkeitsmanagement in Kombination mit Anpassungen im persönlichen Tagesrhythmus dabei helfen, die Symptome abzumildern und den Harndrang einzudämmen.

Unterstützende Hilfsmittel und Ressourcen

Menschen mit Polyurie haben manchmal den Eindruck, ihrem Körper nicht mehr trauen zu können. Sie fürchten, dass sie vom Harndrang überwältigt werden und dann womöglich unwillentlich Urin verlieren könnten - eine Vorstellung, die den meisten Polyurie-Patienten äußerst unangenehm ist. Anstatt die Produktion des Urins dadurch einzudämmen, extrem wenig zu trinken oder diesen Ängsten mit Rückzug und sozialer Isolation zu begegnen, möchten wir an dieser Stelle auf den Nutzen von Inkontinenzhilfsmitteln hinweisen. Einlagen zum Kleben in die Unterwäsche, komfortable, diskret tragbare Windelhosen und ähnliche Produkte schenken Sicherheit und ermöglichen es Betroffenen, sich im Alltag trotz Polyurie ganz frei und rundum gut geschützt zu fühlen.

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Zusammenfassung

Die Polyurie, deren primäres Symptom eine stark erhöhte Urinproduktion ist, geht für viele Patienten mit anhaltendem Durst, Nykturie und dem häufigen Drang, Wasser zu lassen, einher. Grund dafür sind oft Erkrankungen, wie etwa Diabetes mellitus oder eine Funktionsstörung der Nieren. In manchen Fällen können jedoch auch harmlose, nicht-pathologische Ursachen hinter dem Problem stecken. Grundsätzlich sollten Menschen, die Symptome einer Polyurie an sich beobachten, mit dem Arzt ihres Vertrauens sprechen, um eine klare Diagnose zu erhalten und eine erfolgversprechende Behandlung beginnen zu können.

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