Inkontinenzversorgung - Alle Informationen zur Versorgung mit Inkontinenzmaterial

Florian Hagedorn Florian Hagedorn
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Inkontinenzversorgung - Alle Informationen zur Versorgung mit Inkontinenzmaterial

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Wenn Symptome einer Inkontinenz auftreten, haben Betroffene im ersten Moment oft mit Scham und Angst zu kämpfen. Schließlich ist die Inkontinenz noch immer ein Tabuthema, und das obwohl deutschlandweit bis zu neun Millionen Menschen darunter leiden. Die gute Nachricht für Frauen und Männer mit Harn- oder Stuhlinkontinenz lautet: Eine passende Inkontinenzversorgung kann das Leben mit Inkontinenz erheblich erleichtern. In diesem Beitrag sprechen wir ausführlich über die gängigsten Hilfsmittel für inkontinente Menschen und darüber, worauf bei der Versorgung mit Inkontinenzmaterial zu achten ist.

Auf den Punkt gebracht

  • Zusätzlich zu einer vom Arzt verordneten Therapie benötigen Menschen mit Inkontinenz Hilfsmittel für eine adäquate Inkontinenzversorgung im Alltag

  • Es gibt zwei übergeordnete Formen von Hilfsmitteln, die bei Inkontinenz zum Einsatz kommen: aufsaugende und ableitende Artikel

  • Aufsaugende Materialien zur Inkontinenzversorgung sind zum Beispiel Windelhosen und Inkontinenzvorlagen, während Katheter und Urinbeutel zu den ableitenden Artikeln gehören

  • Die Krankenkasse beteiligt sich an den Kosten für die Inkontinenzversorgung, sofern der Betroffene ein Inkontinenz-Rezept vom Arzt vorlegen kann

Inkontinenzmaterial: Produkte in der Übersicht

Die Auswahl an Inkontinenzmaterial st heutzutage groß. Und das ist auch gut so! Schließlich sollte ein Inkontinenzprodukt möglichst perfekt zu den Bedürfnissen des Nutzers passen. Im Allgemeinen wird zwischen aufsaugenden und ableitenden Inkontinenzartikeln unterschieden, wobei jeder Kategorie mehrere Produktarten zufallen. Die Hilfsmittel kommen sowohl bei Personen, die sich noch problemlos selbst versorgen können, als auch im Rahmen der Pflege inkontinenter Pflegebedürftiger zum Einsatz.

Nachfolgend stellen wir die bekanntesten Materialien zur Versorgung bei Inkontinenz vor:

Aufsaugende Inkontinenzmaterialien

Wie ihr Name nahelegt, sind aufsaugende Inkontinenzartikel dazu gedacht, Harn und Stuhl aufzusaugen. Somit verhindern sie ein Auslaufen und der Träger kann sich sicher sein, dass keine Ausscheidungen auf seiner Kleidung oder Bettwäsche landen. Zusätzlich besitzen die vielgenutzten Materialien zur Inkontinenzversorgung oft eine geruchsneutralisierende Eigenschaft.

Windeln und Windelpants für Erwachsene

Windeln für Erwachsene werden Windelhosen genannt und sind in verschiedenen Größen und Saugstärken erhältlich. Die Windeln können seitlich fest verschlossen werden und bieten Personen mit Stuhlinkontinenz oder Harninkontinenz einen umfassenden Schutz. Da sie nicht immer diskret unter der Kleidung getragen werden können, sondern gegebenenfalls von außen erkennbar sind, und in Bewegung nicht maximal komfortabel zu tragen sind, werden Windeln in der Hauptsache bei bettlägerigen oder zumindest stark in der Mobilität eingeschränkten Patienten verwendet.

Windelpants und Inkontinenzslips sind wie "normale" Unterwäsche zu tragen und bieten somit mehr Bewegungsfreiheit und Komfort. Aus diesem Grund eignen sie sich für mobile Menschen, die sich selbst versorgen können, besser als herkömmliche Erwachsenenwindeln.

Übrigens: Viele der Slips und Pants für Menschen mit Inkontinenz werden in unterschiedlichen Schnitten hergestellt, sodass sie der Anatomie von Frauen und Männern gleichermaßen gerecht werden.

Inkontinenzeinlagen

Inkontinenzeinlagen können im weitesten Sinne mit Monatsbinden verglichen werden. Die aufsaugenden Hilfsmittel sind an ihrer Rückseite mit Klebestreifen versehen, mittels derer sie einfach in die Unterhose geklebt werden können.

Inkontinenzvorlagen und Fixierhosen

Inkontinenzvorlagen unterscheiden sich hauptsächlich durch das Fehlen des Klebestreifens und durch ihre Größe beziehungsweise Dicke von Einlagen. Die Vorlagen sind zumeist etwas dicker und dadurch auch saugfähiger, sodass sie dem Bedarf von Personen mit schwerer Harninkontinenz entsprechen. Außerdem befinden sich an den Produkten Bündchen, die einem Auslaufen zusätzlich vorbeugen. Anstelle der Befestigung mit Klebestreifen werden die Vorlagen von einer Fixierhose oder Netzhose an Ort und Stelle gehalten.

Bettschutzvorlagen

Während die zuvor vorgestellten Produkte direkt am Körper getragen werden, wird die Bettschutzvorlage auf dem Bett platziert und schützt die Bettwäsche vor Verunreinigung. Die Hilfsmittel, die auch als Bettunterlagen bezeichnet werden, sind wiederverwendbar und als Einmal-Produkt erhältlich.

Analtampons

Analtampons richten sich speziell an Betroffene einer Stuhlinkontinenz. Es handelt sich dabei um Schaumstoff oder Silikon in Form eines Stöpsels, der in den After eingeführt wird und den unfreiwilligen Stuhlverlust reduzieren soll.

Ableitende Inkontinenzhilfsmittel

Die zweite Produktgruppe ist die der ableitenden Inkontinenzprodukte. Auch hierzu sehen wir uns die gängigsten Artikel zur Inkontinenzversorgung genauer an:

Katheter und Urinbeutel

Ein Blasenkatheter hilft beim Ablassen von Urin und kann Patienten mit Inkontinenz ein Stück Kontrolle über ihre Blase zurückgeben. Hierfür wird ein Schlauch durch die Harnröhre eingeführt, über den der Urin direkt aus der Blase abfließen kann. Der Urin wird dann in einem Urinbeutel aufgefangen.

Übrigens: Es gibt sowohl Einmal-Katheter als auch Katheter für die Dauerversorgung, welche länger getragen werden können.

Urinalkondom

Je nach Form der Blasenschwäche kann im Rahmen der Inkontinenzversorgung auch die Verwendung eines Urinalkondoms Sinn ergeben. Beim Mann wird das Kondom dicht am Penis befestigt, woraufhin der Urin sauber und zuverlässig über einen Schlauch in einen Auffangbeutel fließen kann. Theoretisch gibt es die Urinalkondome auch in einer Version für Frauen, hier gestaltet sich die Fixierung allerdings etwas kniffliger, weshalb die Zuverlässigkeit des Produktes geringer ausfällt.

Irrigationssysteme

Irrigationssysteme sind Systeme zur Darmentleerung, die von Patienten mit Stuhlinkontinenz genutzt werden. Sie bestehen aus einem Rektalkatheter, einem Schlauch, einer Pumpe und einem Auffangbehälter und ermöglichen ein Ausspülen des Darms.

Inkontinenzmaterialien über die Krankenkasse erhalten

Betroffenen, denen ein Inkontinenz-Rezept vom Arzt ausgestellt wurde, greift die Krankenkasse bei der Finanzierung der Inkontinenzversorgung unter die Arme. Ein solches Rezept kann der Arzt schreiben, wenn eine Stuhlinkontinenz oder Harninkontinenz vorliegt, die mindestens einer mittleren Schwere entspricht. Ist das der Fall, leistet die Krankenkasse eine Zuzahlung zu den entstehenden Kosten für den Kauf von Inkontinenzprodukten.

Bei Betroffenen mit anerkanntem Pflegegrad ist die Pflegekasse gegebenenfalls für die Unterstützung bei der Inkontinenzversorgung mitverantwortlich. Ab Pflegegrad 1 stehen Versicherten nämlich Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von bis zu 40 Euro pro Monat zu. Hilfsmittel für die Inkontinenzversorgung, die im Hilfsmittelkatalog beziehungsweise Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sind, können somit von der Pflegekasse bezuschusst werden. Dazu gehören zum Beispiel Bettschutzvorlagen für den Einmalgebrauch.

Die Versorgung mit dem Großteil der Produkte, die bei Stuhlinkontinenz und Harninkontinenz benötigt werden, ist jedoch Thema der Krankenkasse. Das gilt über verschiedene Formen von Inkontinenzprodukten hinweg, also beispielsweise für Windelhosen und Einlagen aber auch für wiederverwendbare Artikel, wie etwa Urinbeutel und Irrigationssysteme.

Übrigens: Trotz Inkontinenz-Rezept müssen Versicherte bei Produkten zur Inkontinenzversorgung die gesetzliche Zuzahlung in Höhe von 10 % bis zu einer Obergrenze von 10 Euro monatlich leisten.

Tipp: Inkontinenzprodukte gratis testen

Sie sind von einer Inkontinenz betroffen und unsicher, mit welchen Hilfsmitteln Sie im Alltag gut zurechtkommen? Dann haben wir zwei wichtige Tipps für Sie: Nehmen Sie eine Beratung in Anspruch und testen Sie kostenlos verschiedene Inkontinenzprodukte. Schließlich ist eine ideale Inkontinenzversorgung nur möglich, wenn die Produkte auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.

FAQ

Was sind Inkontinenzprodukte?

Damit sind Hilfsmittel gemeint, die dem Zweck der Inkontinenzversorgung dienen und Personen mit Inkontinenz das alltägliche Leben erleichtern.

Welche Hilfsmittel für Menschen mit Inkontinenz gibt es?

Abhängig davon, welche Symptome ein Betroffener erlebt, welche Form der Inkontinenz diagnostiziert wurde und welche Behandlungsmethoden angewandt werden, kommen unterschiedliche Inkontinenzartikel infrage. Grundlegend gibt es aufsaugende Inkontinenzprodukte, die Harn und Stuhl aufnehmen, und ableitende Materialien, die beispielsweise bei einer Überlaufinkontinenz benötigt werden können.

Wie unterscheiden sich aufsaugende Inkontinenzartikel von gewöhnlichen Hygieneartikeln (z.B. Menstruationseinlagen)?

Vorrangig in ihrer Saugstärke. Die herkömmlichen Hygieneartikel nehmen deutlich weniger Flüssigkeit auf als Artikel, die speziell für Menschen mit Harninkontinenz konzipiert wurden.

Wo kann man Artikel für die Versorgung bei Inkontinenz kaufen?

Teilweise können Materialien zur Inkontinenzversorgung in der Drogerie besorgt werden, wo allerdings mit einer sehr eingeschränkten Auswahl gerechnet werden muss. Komfortabler ist vergleichen damit der Online-Einkauf bei einem Anbieter, der sich auf Inkontinenzprodukte spezialisiert hat. Der Vorteil liegt hier nicht nur in der größeren Produktpalette, sondern auch darin, dass eine Lieferung direkt zum Kunden nach Hause möglich ist.


        Florian Hagedorn

         Florian Hagedorn ist examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit langjähriger Pflege- und Leitungserfahrung in der stationären und ambulanten Krankenpflege. Nach dem Studium des Gesundheits- und Pflegemanagement war Florian Hagedorn viele Jahre bei einem Branchenführer im Homecare-Markt in unterschiedlichen Positionen angestellt, unter anderem als Vertriebsleiter. Zurzeit ist Florian Hagedorn Geschäftsführer und Mitgründer der DGV Deutsche Gesellschaft für Pflegehilfsmittelversorgung mbH. Aufgrund seiner praktischen Pflegeerfahrung und seiner kaufmännischen Berufspraxis in unterschiedlichen Leitungspositionen bringt Florian Hagedorn fundiertes Wissen um die schwierige Verschmelzung von gesetzgebenden Anforderungen und die tägliche Pflegepraxis für die professionelle Pflege, pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen mit.

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