Inkontinenz Therapie: Behandlungen und Therapiemaßnahmen bei Blasenschwäche

René Pläster René Pläster
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Inkontinenz Therapie: Behandlungen und Therapiemaßnahmen bei Blasenschwäche

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Wenn die Kontrolle über die Blase fehlt und es zu unfreiwilligem Harnverlust kommt, stellt dies für Männer und Frauen zuweilen eine riesige Belastung dar. Doch es gibt Hoffnung, denn Inkontinenz ist in aller Regel behandelbar. Dieser Beitrag stellt die Behandlungsmöglichkeiten, die sich bei einer Blasenschwäche bieten, vor und zeigt auf, wie Betroffene Hilfe erhalten können.

Auf den Punkt gebracht

  • Mit der richtigen Therapie, die zum Beschwerdebild, Auslöser und Zustand des Patienten passt, kann eine Inkontinenz in vielen Fällen hervorragend behandelt werden

  • Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Toiletten- und Blasentraining, Training für die Beckenbodenmuskulatur (ggf. mit Biofeedback und Elektrostimulation), Psychotherapie, medikamentöse Behandlungen sowie eine operative Therapie

  • Grundlage jeder Behandlung ist stets eine ärztliche Diagnose

  • Inkontinenzhilfsmittel können Inkontinenz-Patienten ergänzend zu einer angepassten Therapie im Alltag unterstützen

Kurzüberblick: Welche Therapien helfen bei Inkontinenz?

Bevor wir die gängigsten Therapieansätze, die bei einer Inkontinenz verfolgt werden können, einzeln im Detail besprechen, möchten wir einen Überblick über die verfügbaren Verfahren und Optionen bieten. Hierfür unterscheiden drei der am weitesten verbreiteten Formen der Inkontinenz:

Belastungsinkontinenz-Therapie

Bei einer Belastungsinkontinenz gelangt unfreiwillig Urin aus der Harnblase, wenn sich der Druck auf den Bauchraum durch körperliche Anstrengung erhöht. Dafür kann unter Umständen ein Heben, Niesen, Lachen oder Husten genügen. Infrage kommen folgende Behandlungsansätze:

  • Beckenbodentraining

  • Medikamentöse Behandlung

  • Hormontherapie

  • Operationen (z.B. TVT-Band- oder Bulking-OP)

Dranginkontinenz-Behandlung

Patienten mit Dranginkontinenz verspüren trotz leerer Blase imperativen Harndrang, wodurch sie den Urinverlust nicht mehr verhindern können. Ihnen stehen diese Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Ursachenbeseitigung (z.B. bei Blasensteinen und Tumoren in Blase und Harnröhre)

  • Verhaltenstraining

  • Beckenbodentraining

  • Medikamentöse Therapie

  • Operative Eingriffe (z.B. Blasenaugmentation oder Harnblasenschrittmacher)

  • Psychotherapie

Therapie der Überlaufinkontinenz

Liegt eine Überlaufinkontinenz vor, so kann keine vollständige Entleerung der Blase auf der Toilette mehr stattfinden, weil die Harnwege verengt oder blockiert sind. Denkbar sind bei dieser Form der Inkontinenz die folgenden Behandlungen:

  • Behandlung der Ursachen (z.B. Prostatakrebs oder Blasensteine)

  • Medikamentöse Behandlung

  • Operative Eingriffe (z.B. Prostatektomie)

Beckenbodentraining und Physiotherapie

Grundsätzlich wird die Inkontinenz-Therapie stets nach den Ursachen für die Probleme mit der Blase ausgerichtet. Insbesondere bei Frauen ist diese nicht selten in mangelnder Kraft des Beckenbodens zu finden. Dementsprechend wird gerne mit Beckenbodentraining behandelt. Der Arzt überweist Patienten für das Training an einen Physiotherapeuten. Dieser weiß, welche Übungen im jeweiligen Fall zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur ausgeführt werden können.

Wie jedes Training braucht auch das Training für die Muskeln im Bereich des Beckenbodens Zeit. Schließlich baut sich Muskulatur nicht über Nacht auf. Betroffene brauchen also etwas Geduld sowie Durchhaltevermögen, denn erste positive Entwicklungen sind normalerweise erst nach drei bis sechs Monaten mit konsequentem Training der Beckenbodenmuskulatur spürbar.

Übrigens: Um den Beckenboden effektiv zu stärken, müssen die empfohlenen Übungen sehr regelmäßig durchgeführt werden, wobei der Physiotherapeut oft nur am Anfang unterstützt. Das Training für den Beckenboden wird in der Hauptsache selbstständig vom Patienten durchgeführt - hier zahlt sich Disziplin aus!

Biofeedback und Elektrostimulation

Das Training für den Beckenboden kann durch die Arbeit mit Elektrostimulation oder Biofeedback ergänzt werden. Biofeedback ermöglicht Patienten die bewusstere Wahrnehmung der zu trainierenden Muskulatur, indem die Methode die Muskelaktivität verbildlicht. Gerade Patienten, die den Beckenboden nicht oder nur schwer gezielt ansteuern und anspannen können, empfinden das Üben mit Biofeedback folglich häufig als hilfreich.

Im Zuge der Elektrostimulation werden die Bereiche, die trainiert werden sollen, mittels elektrischer Impulse zusätzlich stimuliert, was den Trainingseffekt vergrößern kann. Dem Behandelten entstehen dabei keinerlei Schmerzen.

Verhaltenstherapie und Psychotherapie

In manchen Fällen wird Betroffenen eine spezielle Art der Verhaltenstherapie empfohlen. Im Rahmen eines Toiletten- oder Blasentrainings lernen Inkontinenz-Patienten, mit Harndrang umzugehen, ihre Blase gezielt an höhere Belastungen zu gewöhnen oder an regelmäßige Toilettengänge zu denken. Diese Arten der Therapie verlangen selbstverständlich nach einer aktiven Mitwirkung des Patienten, wobei pflegebedürftige Betroffene gegebenenfalls von Pflegepersonen und Angehörigen unterstützt werden müssen.

Falls die Vermutung besteht, dass psychische Probleme für die Inkontinenz (mit-)verantwortlich sind oder die Symptomatik zumindest verschlimmern, kann außerdem eine Psychotherapie hilfreich sein. Je nach Ausprägung der Beschwerden reicht die Psychotherapie alleine aber oft nicht aus, um eine Blasenschwäche nachhaltig zu behandeln, weshalb sie gerne mit weiteren Maßnahmen kombiniert wird.

Medikamentöse Therapie und Hormonbehandlung

Zu den verbreiteten Therapieansätzen bei Harninkontinenz zählen auch medikamentöse Behandlungen. Im ersten Schritt werden nach Möglichkeit zunächst andere Optionen, wie etwa das Blasentraining, ausprobiert. Zeigen diese keine ausreichende Wirkung, wird der Arzt eine Behandlung mit Medikamenten in Betracht ziehen.

Ein verbreiteter Irrglaube besagt, dass eine Inkontinenz mit Medikamenten einfach "heilbar" ist. Das ist so nicht ganz richtig. Es gibt keinerlei Mittel, die den Beckenboden ohne weiteres Zutun kräftigen oder einen beschädigten Schließmuskel an der Harnblase reparieren können. Auch bei einer medikamentösen Behandlung braucht der Patient Zeit, Geduld und ein bisschen Glück. Denn: Manchmal dauert es einige Wochen oder gar Monate, das richtige Medikament für den einzelnen Betroffenen zu finden.

Zu den Möglichkeiten, die Medikamente bieten, zählt das Beruhigen der Blase. Davon profitieren beispielsweise Personen mit Dranginkontinenz. Daneben ist auch die Gabe krampflösender Mittel, welche die Blasenmuskulatur entspannen, üblich. Bei Frauen in fortgeschrittenem Alter, bei denen die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren eine Inkontinenz verursacht haben, kann darüber hinaus gezielt mit Hormontherapien gearbeitet werden. Damit lässt sich beispielsweise ein Östrogenmangel sehr zuverlässig behandeln.

Übrigens: Bevor mit der Einnahme von Medikamenten begonnen wird, sollte stets eine ausführliche Aufklärung bezüglich möglicher Neben- und Wechselwirkungen stattfinden.

Operationen

Wenn keine andere Therapie weiterhilft, kann eine Operation zur Behandlung der Harninkontinenz sinnvoll sein. Da jede OP mit Risiken verbunden ist, schlägt ein Arzt normalerweise nur einen operativen Eingriff vor, wenn alle übrigen Therapiemöglichkeiten bereits erfolglos ausprobiert wurden.

Viele Operationen streben gezielt die Beseitigung der Ursache der Inkontinenz an. So können zum Beispiel Blasensteine oder Tumore entfernt werden, die dem Harn den Weg versperren und somit eine Überlaufinkontinenz verursachen. Bei Männern kann aus demselben Grund eine Prostatektomie, also eine (teilweise) Entfernung der Prostata, durchgeführt werden.

Belastungsinkontinenzen werden je nach genauer Ursache oft mit OPs zur Stabilisierung der Harnröhre therapiert. Zu diesem Zweck kann beispielsweise ein TVT-Band eingesetzt oder eine Auspolsterung ("Bulking") der Harnröhre vorgenommen werden.

Zu den operativen Behandlungsmöglichkeiten der Dranginkontinenz gehören Injektionen in die Blasenwand oder direkt in die Blasenmuskulatur, wobei unter anderem Botox zum Einsatz kommen kann. Darüber hinaus sind Blasenaugmentationen - also Erweiterungen der Blase - und die Implantation eines Harnblasenschrittmachers denkbar. Bei der Frau werden klassischerweise Senkungsoperationen durchgeführt, wenn Organsenkungen im Beckenbereich als Ursache für die Blasenschwäche ausgemacht werden.

Inkontinenz: Ist ein Besuch beim Arzt immer notwendig?

Viele Frauen und Männer, die Symptome einer Inkontinenz erleben, schämen sich und trauen sich nicht, das Thema mit ihrem Arzt zu besprechen. Leider bedeutet das zumeist, dass keine Besserung erzielt werden kann. Denn wirklich gute Chancen auf eine Linderung der Symptome oder eine "Heilung" der Blasenschwäche bestehen nur, wenn eine ärztliche Diagnose gestellt wird. Die Diagnose benennt den genauen Typ der Harninkontinenz, was wiederum eine präzise, zielführende Behandlung ermöglicht. Immerhin muss eine Belastungsinkontinenz beispielsweise ganz anders behandelt werden als eine Dranginkontinenz.

Die goldene Regel lautet also: Wer ungewollt Urin verliert und das Gefühl hat, seine Blase nicht mehr kontrollieren zu können, sollte einen Arzt aufsuchen. Dennoch möchten wir auch nicht verschweigen, dass sich eine sehr leichte Harninkontinenz unter Umständen ohne ärztliche Unterstützung in den Griff bekommen lässt. Gehen lediglich gelegentlich kleine Mengen Harn ab, können pflanzliche, rezeptfreie Mittel, ein angepasster Lebensstil und eigenständiges Training ausreichen, um die Inkontinenzbeschwerden zu lindern und die Lebensqualität des Betroffenen zu erhöhen.

Übrigens: Wenn Sie aufgrund einer Inkontinenz ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen möchten, ist der Hausarzt Ihr erster Ansprechpartner.

Vorsorge-Tipps: Risiko für Inkontinenz reduzieren

In vielen Fällen kann durch das Ergreifen bestimmter Maßnahmen verhindert werden, dass eine Blasenschwäche entsteht. Das ist natürlich nicht immer möglich, schließlich kann unmöglich jeder Eventualität vorgebeugt werden. Dennoch: Eine Reduzierung des Risikos ist machbar und sinnvoll. Die wichtigsten Vorsorge-Tipps haben wir kurz und knapp für Sie zusammengefasst:

  • Gewicht: Übergewicht begünstigt die Entwicklung einer Blasenschwäche, weshalb es ratsam ist, sich um ein stabiles Normalgewicht zu bemühen

  • Ernährung: Eine ausgewogene, gesunde Ernährung beugt Übergewicht sowie der Entstehung zahlreicher Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) vor und ist daher die beste Inkontinenz-Prophylaxe

  • Training: Vorsorgliches Beckenbodentraining mindert vor allem das Belastungsinkontinenz-Risiko, während Bewegung im Allgemeinen zum Erhalt eines gesunden Gewichts beiträgt

  • Trinkverhalten: Ausreichendes Trinken ist wichtig, wobei harntreibende Getränke (z.B. Kaffee und manche Teesorten) nur in Maßen genossen werden sollten

  • Genussmittel: Empfehlenswert ist zudem der Verzicht auf gesundheitsschädliche Genussmittel, wie etwa Alkohol und Nikotin

Hilfsmittel als Ergänzung der Inkontinenz-Therapie

Egal ob imperativer Harndrang, Abgehen von Harn bei körperlichen Belastungen oder tröpfchenweiser Urinverlust aufgrund einer Überlaufinkontinenz: Hilfsmittel für Menschen mit Harninkontinenz können eine riesige Hilfe sein. Glücklicherweise stehen solche Inkontinenzhilfsmittel heutzutage in einer großen Auswahl zur Verfügung. Die Chancen darauf, Produkte zu finden, die perfekt zu den persönlichen Bedürfnissen passen, stehen also gut.

Natürlich können Inkontinenzartikel, zu denen unter vielem anderem Windelhosen, Bettschutzvorlagen und Inkontinenzeinlagen gehören, eine individuell angepasste Therapie nicht ersetzen. Sie sind nicht als Alternative zu Therapien anzusehen, sondern als praktische Ergänzung. In Kombination mit einer Therapie, die dem Beschwerdebild angemessen ist, können Inkontinenzprodukte inkontinenten Personen in jedem Alter zu einem leichteren Lebensgefühl und mehr Flexibilität im Alltag verhelfen.

Übrigens: Im Zusammenhang mit der Harninkontinenz sind dabei insbesondere aufsaugende Produkte interessant. Der Urin, der ungewollt aus der Harnblase fließt, wird von diesen Produkten sicher aufgefangen, wobei zeitgleich Gerüche neutralisiert werden.

FAQ

Welche Möglichkeiten zur Behandlung einer Inkontinenz gibt es?

Inkontinenzen können medikamentös und operativ sowie durch Verhaltenstraining, Physiotherapie und Psychotherapie behandelt werden. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Therapie zur diagnostizierten Inkontinenzform, zum Auslöser der Beschwerden und zum Zustand des Patienten passt.

Wie kann der Beckenboden trainiert werden?

Beim Training der Beckenbodenmuskeln kommen spezielle Übungen zum Einsatz, die man sich von einem Physiotherapeuten zeigen lassen sollte. Denn: Eine falsche Ausführung kann dem Körper mehr schaden als nutzen. Manchmal wird außerdem mit Biofeedback oder elektrischen Impulsen gearbeitet. Dadurch kann der Trainingseffekt nochmals verstärkt werden.

Welche Behandlungen führen bei Harninkontinenz zum Erfolg?

Am erfolgversprechendsten ist immer die Behandlung, die ideal zu den individuellen Umständen im Einzelfall passt. Da Inkontinenz von Patient zu Patient aus verschiedenen Gründen entsteht und teils unterschiedliche sowie verschieden starke Symptome hervorruft, führt kein Weg an der umfassenden Diagnostik vorbei. Pauschal kann entsprechend nicht gesagt werden, welche Behandlungen am ehesten zum Erfolg führen.

Kann man verhindern, dass Inkontinenz entsteht?

Es gibt Möglichkeiten, das Risiko der Inkontinenzbildung zu minimieren. Es empfiehlt sich etwa, ein gesundes Gewicht zu halten, vorbeugende Beckenbodentrainings zu absolvieren und auf stark harntreibende Getränke zu verzichten. Doch selbst wenn man sämtliche Tipps zur Inkontinenzvorsorge beherzigt, gibt es keine hundertprozentige Garantie dafür, dass sich niemals eine Inkontinenz entwickelt. Letztendlich kann die Inkontinenz unter bestimmten Umständen jeden treffen.

Gibt es Hilfsmittel, die Inkontinenz-Patienten nutzen können?

Ja, es gibt Hilfsmittel, die speziell für Menschen mit Inkontinenz gedacht sind und diesen weiterhelfen, indem sie beispielsweise Urin aufsaugen und Gerüche neutralisieren. Beliebt sind mitunter Inkontinenz-Pants, Windelhosen, Bettschutzvorlagen und Inkontinenzeinlagen, die es in verschiedenen Schnitten für Männer und Frauen sowie in unterschiedlichen Größen und Saugstärken gibt.

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