Inkontinenz Frauen: Symptome, Ursachen und Therapie

Florian Hagedorn Florian Hagedorn
11 Minuten gelesen

Inkontinenz Frauen: Symptome, Ursachen und Therapie

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Inkontinenz ist bei Frauen ein weit verbreitetes Thema: Deutschlandweit ist schätzungsweise etwa ein Drittel der Frauen von einer Blasenschwäche betroffen. Trotz des enorm häufigen Vorkommens ist die Harninkontinenz auch heute noch eine Art Tabuthema, über das Betroffene in vielen Fällen nicht offen sprechen. Dabei ist die Inkontinenz je nach Form und Ursache sehr gut behandelbar. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns ausführlich mit der Inkontinenz bei der Frau und widmen uns unter anderem den gängigen Inkontinenzformen, den typischen Ursachen und den Behandlungsmöglichkeiten.

Auf den Punkt gebracht

  • Frauen bekommen besonders häufig die Diagnose Belastungsinkontinenz, bei der es sich um eine bestimmte Art der Harninkontinenz handelt

  • Der typische Grund für die Blasenschwäche bei der Frau ist ein schwacher Beckenboden, aber auch die Wechseljahre, das Alter, bestimmte Krankheiten und einige Medikamente können für die Inkontinenz verantwortlich sein

  • Zur Behandlung einer Inkontinenz können Beckenbodentraining, Blasentraining, Medikamente und Operationen in Betracht gezogen werden

  • Im Alltag können sich Frauen mit Belastungs- oder Dranginkontinenz von Inkontinenzhilfsmitteln unterstützen lassen

Häufige Formen der Inkontinenz bei Frauen

Wenn sich Frauen und Männer an ihren Arzt wenden und über den unfreiwilligen Verlust von Urin klagen, liegt der Verdacht auf eine Harninkontinenz nahe. Damit eine ideal angepasste Behandlung gestartet werden kann, muss die Inkontinenz jedoch genauer bestimmt werden. Es stellt sich die Frage, um welche Form es sich konkret handelt. Infrage kommen grundsätzlich sechs Formen der Inkontinenz, von denen vor allem die folgenden drei oft bei Frauen festgestellt werden:

Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz wird auch Stressinkontinenz genannt. Sie bezeichnet einen Harnverlust, der durch eine körperliche Belastung in Form einer Druckerhöhung im Bauchraum ausgelöst wird. Demzufolge geht zum Beispiel beim Anheben etwas schwererer Gegenstände, beim Hinauf- oder Hinabgehen von Treppen, beim Husten, Niesen und Lachen oder bereits beim Gehen und Laufen Urin ab.

Die Belastungs- beziehungsweise Stressinkontinenz ist die Art der Inkontinenz, die bei Frauen mit Abstand am häufigsten diagnostiziert wird. Die Betroffenen schildern überwiegend dieselben Symptome: Harnverlust, der durch körperliche Anstrengung hervorgerufen wird, ohne dass sie dabei bewusst Harndrang wahrnehmen.

Übrigens: Je höher der Schweregrad der Inkontinenz, desto niedriger ist der Druck, der ausreicht, um den Urin aus der Blase zu treiben. Bei der schwersten Ausprägung (Schweregrad 3) kann es sogar im Liegen und somit in körperlicher Ruhe zum unkontrollierten Urinabgang kommen.

Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz ist schon alleine anhand ihrer Symptome ganz klar von der Belastungsinkontinenz zu unterscheiden. Menschen mit Dranginkontinenz beschweren sich über einen sogenannten imperativen Harndrang. Gemeint ist damit Harndrang, der ganz plötzlich und ohne Vorwarnung auftaucht, im Nu extrem stark wird und den ungewollten Harnabgang verursacht, bevor eine Toilette erreicht werden kann.

Besonders interessant ist dabei, dass der Harndrang auch bei fast leerer Harnblase auftreten kann. Der Füllstand der Blase passt bei Menschen mit Dranginkontinenz also nicht unbedingt zur Regelmäßigkeit und Stärke des Harndrangs. Die Dranginkontinenz betrifft zwar typischerweise den Mann, kann aber durchaus auch Frauen das Leben schwer machen.

Mischinkontinenz

Von einer Mischinkontinenz ist die Rede, wenn die erlebten Symptome sowohl Anzeichen einer Belastungsinkontinenz als auch Beschwerden, die für eine Dranginkontinenz sprechen, umfassen. Das Beschwerdebild entspricht quasi einem Mix aus den beiden Inkontinenzformen.

Frauen, die unter einer Mischinkontinenz leiden, entwickeln diese zumeist erst im fortgeschrittenen Alter. Im klassischen Fall haben sie zuvor schon länger mit einer Belastungsinkontinenz zu tun und beobachten mit steigendem Lebensalter mehr und mehr Symptome einer Dranginkontinenz.

Ursachen von Harninkontinenz bei der Frau

Für das Problem mit der "undichten Blase" können ganz verschiedene Ursachen verantwortlich sein. Bei Frauen sind es oft diese Umstände, die die Harninkontinenz verursachen:

Schwäche des Beckenbodens

Die Ursache für Inkontinenz bei der Frau, die auffallend häufig als Kern des Problems ausgemacht werden kann, hat mit dem Beckenboden zu tun. Die Muskeln des Beckenbodens sorgen für Stabilität im Beckenbereich, indem sie die Beckenorgane an Ort und Stelle halten und unter anderem den Blasenschließmuskel stützen. Der Beckenboden ist folglich maßgeblich daran beteiligt, dass wir Urin sicher einhalten können. Genau das funktioniert bei einer Blasenschwäche nicht mehr.

Im Laufe des Lebens einer Frau gibt es unterschiedliche Ereignisse, die sich negativ auf die Stärke der Beckenbodenmuskulatur auswirken können. Allem voran sind hier Schwangerschaft und Geburt zu nennen. Das Austragen und Gebären eines Kindes stellt eine immense Belastung für den gesamten Körper und auch für die Beckenbodenmuskulatur dar. Diese kann in erheblichem Maße an Elastizität und Kraft verlieren, wodurch sich bereits bei jungen Frauen eine Blasenschwäche entwickeln kann.

Manchmal steckt auch ein angeboren schwaches Bindegewebe hinter der mangelnden Stabilität und Elastizität des Beckenbodens. Außerdem besteht bei Operationen im Beckenbereich die Möglichkeit, dass der Beckenboden verletzt und nachhaltig geschädigt wird. Auch in diesem Fall kann sich daraus das Problem einer Harninkontinenz ergeben.

Übrigens: Zur Vorbeugung können Frauen regelmäßig ein Beckenbodentraining absolvieren. Dadurch sinkt das Risiko dafür, dass sich aufgrund eines schwachen Beckenbodens eine (Belastungs-) Inkontinenz bildet.

Östrogenmangel

Immer wieder erleben Frauen erste Symptome einer Inkontinenz während der Wechseljahre. In dieser Zeit findet eine gravierende Veränderung im Hormonhaushalt der Frau statt. Die Ursache für die Inkontinenz ist dann in aller Regel ein Mangel an Östrogen.

Medikation und Erkrankungen

Multiple Sklerose, Demenz, Parkinson und Diabetes mellitus, aber auch das Reizdarmsyndrom, Blasensteine oder eine Blasenentzündung: Das alles sind Erkrankungen, die zu einer Blasenschwäche führen können. Dieses Risiko besteht vorrangig dann, wenn sich eine Erkrankung auf das Nervensystem oder aber auf den Magen-Darm-Trakt und den Harntrakt bezieht.

Neben einer Erkrankung kann auch die Medikamenteneinnahme zu den Ursachen der Inkontinenz gehören. Denn es gibt Medikamente, die die Funktion der Blase beeinträchtigen und bei dauerhafter Einnahme eine Blasenschwäche auslösen sowie eine bereits bestehende Inkontinenz verstärken können. Dann kann Betroffenen unter Umständen alleinig die Umstellung der Medikation dabei helfen, die Blasenschwäche loszuwerden. Inwiefern das möglich und sinnvoll ist, muss natürlich stets der behandelnde Arzt beurteilen.

Alter und weitere Risikofaktoren

Zu guter Letzt hat auch das Alter einen festen Platz unter den Ursachen für Inkontinenz bei Frauen. Immerhin geht das Alter nicht spurlos am Bindegewebe vorbei. Darüber hinaus kann Übergewicht die Ursache für eine Blasenschwäche sein, und zwar vor allem in Kombination mit einem ohnehin bereits geschwächten Beckenboden. Warum? Das lässt sich mit wenigen Worten erklären: Die überschüssigen Kilos üben durchgehend Druck auf den Bauchraum und die Blase aus. Kann der Beckenboden dem nicht standhalten und es kommt womöglich noch ein Husten, Lachen oder Niesen hinzu, werden die Belastungen rasch zu groß und es fließt Urin aus der Blase.

Übrigens: Übergewicht ist zudem ein Risikofaktor für die "Zuckerkrankheit" Diabetes mellitus, welche wiederum als Ursache für Inkontinenz bekannt ist.

Blasenschwäche bei Frauen und Männern - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die große Gemeinsamkeit der Inkontinenz bei Frau und Mann: Grundsätzlich kann jede Form der Inkontinenz jeden treffen, ganz egal welchem Geschlecht er angehört. Trotzdem gibt es zahlreiche Unterschiede, auf die wir nun in aller Kürze eingehen möchten.

Wie bereits geschildert, ist die Hauptursache der Inkontinenz bei Frauen eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Männer leiden hingegen besonders oft an Inkontinenzen, die auf eine Vergrößerung der Prostata zurückzuführen sind. Da diese Vergrößerungserscheinungen normalerweise erst im fortgeschrittenen Alter auftauchen, sind Männer überwiegend über 65 Jahre alt, wenn sie erste Anzeichen einer Blasenschwäche bei sich beobachten. Frauen haben im Vergleich dazu nicht selten schon deutlich früher mit einer Blasenschwäche - zum Beispiel verursacht durch eine Schwangerschaft - zu kämpfen.

Und auch im Hinblick auf die Arten der Inkontinenz unterscheiden sich weibliche und männliche Patienten. Frauen entwickeln in der Mehrheit Belastungsinkontinenzen, während Männer eher zu Drang- oder auch Überlaufinkontinenzen neigen.

Therapiemöglichkeiten: Behandlung der Inkontinenz bei Frauen

Frauen, die ihre Blase nicht mehr vollständig kontrollieren können und ungewollt Urin verlieren, sollten sich nicht dafür schämen und einen Arzt aufsuchen. Dieser kann eine genaue Inkontinenz-Diagnose stellen, woraufhin eine zielgerichtete Behandlung begonnen werden kann. Die Diagnostik kann manchmal komplett vom Hausarzt übernommen werden, teilweise ist jedoch eine Überweisung an einen Facharzt - zum Beispiel an einen Gynäkologen - notwendig.

Nachdem der behandelnde Arzt die Art der Inkontinenz bestimmt hat, gilt es, sich für eine passende Behandlung zu entscheiden. Welche Therapiemöglichkeiten die größte Hilfe sind, hängt davon ab, welche Ursache hinter der Inkontinenz steckt und in welchem Zustand sich der Betroffene befindet. Es bieten sich unter anderem diese Behandlungsmöglichkeiten:

Beckenbodentraining

Da der Auslöser der Inkontinenz bei Frauen oft im Bereich des Beckenbodens vorzufinden ist, ist Beckenbodentraining ein großes Thema. Das spezielle Training für die Beckenbodenmuskulatur wird von einem Physiotherapeuten angeleitet und kann bereits nach drei bis sechs Monaten eine Linderung der Beschwerden bewirken.

Übrigens: Damit die Beckenboden-Übungen die gewünschte Wirkung entfalten können, müssen sie regelmäßig und in korrekter Manier ausgeführt werden. Frauen brauchen also etwas Geduld und vor allem Disziplin, um die Beckenbodenmuskulatur nachhaltig aufzubauen.

Training für die Blase

Ist die Inkontinenz auf eine überaktive oder überempfindliche Harnblase zurückzuführen, bietet sich gegebenenfalls ein Blasentraining an. Das Training für die Blase strebt eine Gewöhnung an größere Mengen Urin an und wird vorrangig im Rahmen der Behandlung einer Dranginkontinenz eingesetzt. Hierfür erstellt der behandelnde Arzt einen genauen Plan, der die Flüssigkeitszufuhr und die Toilettengänge zur Entleerung der Blase regelt. Mit der Zeit soll die Blase immer höheren Füllständen trotzen, ohne dass es zu imperativem Harndrang kommt.

Medikamente

Alternativ oder als Ergänzung zu anderen Behandlungsoptionen können Medikamente Betroffenen mit Inkontinenz eine Hilfe sein. Leider gibt es keine Mittel, die den Schließmuskel der Blase konkret unterstützen oder gar den Beckenboden stärken, ohne dass hierfür ein körperliches Training nötig wäre. Dafür existieren Wirkstoffe, welche eine gereizte Blase beruhigen und die Blasenmuskulatur entspannen können. Ob eine medikamentöse Inkontinenz-Therapie als vielversprechender Weg anzusehen ist, muss stets abgestimmt auf den individuellen Einzelfall beurteilt werden.

Operationen

Dasselbe gilt für Operationen: Eine OP kann als Therapie bei Blasenschwäche wunderbar funktionieren, ist aber nicht immer die beste Behandlung und sollte nur erwogen werden, wenn Beckenbodentraining und Co. keine Abhilfe schaffen konnten. Bei Frauen mit Inkontinenz werden mitunter TVT-Band-OPs, Blasenerweiterungen, Bulking-OPs und Laser-Therapien zur Anregung der Kollagenbildung um die Harnröhre durchgeführt.

Inkontinenzprodukte: Hilfe im Alltag für Frauen mit Harninkontinenz

Eine Blasenschwäche muss keine massive Einschränkung im alltäglichen Leben darstellen! Mithilfe von Produkten, die auf die Bedürfnisse von Frauen mit Inkontinenz zugeschnitten sind, lässt sich der Alltag mit Harninkontinenz angenehmer und leichter bewältigen. Da wären zum Beispiel Inkontinenzeinlagen und extra-saugfähige Pants, die Urin verlässlich aufsaugen und es der Frau so ermöglichen, uneingeschränkt am sozialen Geschehen teilzunehmen. Damit gehört die Panik, die Betroffene einer Blasenschwäche oft bei jedem Husten oder nur beim Gedanken an Harndrang überkommt, der Vergangenheit an.

FAQ

Welche Art der Inkontinenz ist bei Frauen am häufigsten?

Frauen leiden besonders oft unter einer Belastungsinkontinenz.

Was hat körperliche Belastung mit Inkontinenz zu tun?

Bei der Belastungsinkontinenz halten Beckenboden und Blase dem Druck, der bei manchen Arten der körperlichen Betätigung im Bauchraum entsteht, nicht aus. Vereinfacht gesagt gibt der Schließmuskel zwischen Blase und Harnröhre nach, wodurch der Urin nicht mehr eingehalten werden kann.

Was kann zur Vorbeugung einer Inkontinenz unternommen werden?

Geht es darum, wie Frauen einer Inkontinenz vorbeugen können, wird das Beckenbodentraining zum zentralen Thema. Immerhin gilt ein schwacher Beckenboden als Ursache Nummer 1 für die Inkontinenz bei der Frau. Zusätzlich ist es ratsam, einen gesunden Lebensstil zu verfolgen und Übergewicht zu vermeiden.

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