Dranginkontinenz: Anzeichen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Florian Hagedorn Florian Hagedorn
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Dranginkontinenz: Anzeichen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

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Mehr als jeder zehnte Deutsche ist von einer Harninkontinenz betroffen. Die am häufigsten diagnostizierte Inkontinenzform ist dabei die Belastungsinkontinenz, gefolgt von der Dranginkontinenz, der wir uns in diesem Artikel widmen. Unser Ratgeber beleuchtet das Thema Dranginkontinenz im Detail und klärt über die Entstehung der Inkontinenz, typische Beschwerden, gängige Ursachen und bewährte Therapiemöglichkeiten, sowie Maßnahmen auf.

Auf den Punkt gebracht

  • Menschen mit Dranginkontinenz leiden unter plötzlich auftretendem, starken Harndrang (imperativer Harndrang), den sie nicht kontrollieren können und der zu ungewolltem Urinverlust führt

  • Es gibt zwei Formen dieser Art von Inkontinenz, nämlich die sensorische und die motorische Dranginkontinenz (überaktive Blase)

  • Als Ursache für die Dranginkontinenz kommen mitunter neurologische Erkrankungen, Blasensenkungen, ein Östrogenmangel, eine vergrößerte Prostata, Tumore, Blasensteine oder Infektionen im Bereich von Blase (Blasenentzündung), Harnleiter und Harnröhre infrage

  • Nachdem eine Diagnose gestellt wurde, kann die Dranginkontinenz mit verschiedenen Therapien, darunter Blasentraining, Beckenbodentraining und operative Eingriffe, behandelt werden

  • Spezielle Inkontinenzhilfsmittel helfen Männern und Frauen mit Dranginkontinenz bei der Alltagsbewältigung und dem Erhalt einer guten Lebensqualität trotz Blasenschwäche

Symptome: Das Beschwerdebild der Dranginkontinenz

Die Dranginkontinenz, die auch als Urgeinkontinenz betitelt wird, ist eine Form der Harninkontinenz, weshalb der unfreiwillige Verlust von Urin als zentrales Symptom gilt. Entscheidend für die Zuordnung der Symptome zu einer konkreten Inkontinenzform sind stets die begleitenden Umstände. Wann tritt der Harnverlust auf und wie kommt es dazu? Belastungsinkontinenz-Patienten erleiden den Urinabgang zum Beispiel immer dann, wenn es zu einer Druckerhöhung im Bauchraum kommt, und können die Blase somit unter körperlicher Belastung, beispielsweise beim Lachen, Husten und Niesen, nicht mehr kontrollieren. Bei Menschen mit Dranginkontinenz ist das anders: Sie verspüren ganz plötzlich einen Harndrang, der so kräftig ist, dass sie den Urin nicht mehr lange genug einhalten können, um sich zu einer Toilette zu begeben.

Dieser sogenannte imperative Harndrang ist charakteristisch für die Dranginkontinenz und orientiert sich in seinem Auftreten nicht am Blasenfüllstand. Dranginkontinenz-Patienten überfällt unter Umständen also auch dann schlagartig das intensive Gefühl, dringend zur Toilette zu müssen, wenn die Blase so gut wie leer ist. Das macht die Dranginkontinenz in den Augen vieler Betroffener besonders unberechenbar und belastend. Sie wissen nie, wann sie das nächste Mal extremen Harndrang zu erwarten haben, und scheuen sich daher nicht selten davor, das Haus zu verlassen und etwas zu unternehmen. Schließlich ist dann womöglich keine Toilette in der Nähe, wenn sich der Drang einstellt, und im schlimmsten Fall könnten andere Menschen den Urinverlust bemerken. Um diese Situation zu vermeiden, ziehen sich Betroffene mehr und mehr zurück.

Ein weiteres Symptom, das zu einer eingeschränkten Lebensqualität beiträgt, ist der nächtliche Harndrang. Sehr viele Inkontinenz-Patienten berichten nämlich davon, dass der imperative Harndrang ihnen auch nachts keine Ruhe lässt. Er zwingt sie teils mehrmals pro Nacht dazu, zur Toilette zu gehen, worunter selbstredend die Schlafqualität leidet.

Übrigens: Der häufige nächtliche Harndrang ist in der Medizin unter der Begriff Nykturie bekannt.

Sensorische und motorische Dranginkontinenz: Hintergründe und Ursachen der beiden Inkontinenzformen

So wie sich die Harninkontinenz in verschiedene Formen untergliedern lässt, kann die Dranginkontinenz weiter in zwei Unterarten unterteilt werden: die motorische und die sensorische Dranginkontinenz. Während sich die Symptome, die Betroffene der beiden Formen der Dranginkontinenz schildern, oft nicht maßgeblich unterscheiden, weisen die zugrundeliegenden Ursachen gewaltige Unterschiede auf.

Die sensorische Dranginkontinenz

Ist von einer überempfindlichen Blase die Rede, so ist eine sensorische Dranginkontinenz gemeint. Ursächlich dafür ist eine gestörte Funktion der Rezeptoren, die sich in der Wand der Blase befinden und dem Gehirn mitteilen, dass die Harnblase voll und ein Toilettengang nötig ist. Sie entscheiden also mit darüber, wann Harndrang auftritt. Bei Personen mit Dranginkontinenz geben diese Rezeptoren die Meldung "Blase voll" vereinfacht gesagt auch dann heraus, wenn sich eigentlich kaum Urin in der Blase befindet. Dadurch wird der imperative Harndrang ausgelöst, der Blasenmuskel zieht sich zusammen und es geht Urin ab.

Welche Ursache für die Fehlfunktion der sensorischen Rezeptoren in der Blasenwand verantwortlich ist, kann nur durch eingehende Untersuchungen beim Arzt geklärt werden. Bei Frauen kann die sensorische Dranginkontinenz manchmal mit einer Blasensenkung, ausgelöst durch den Alterungsprozess oder eine Schwangerschaft, oder aber mit einem Östrogenmangel in Zusammenhang gebracht werden. Daneben kommen Tumore im Bereich der Blase sowie Infektionen und Blasensteine als Ursache infrage. Wird die Dranginkontinenz bei Männern diagnostiziert, gehört eine Prostatavergrößerung zu den typischen Ursachen. Die Vergrößerung selbst kann dabei im Kern dem Alter geschuldet, gutartig und an sich harmlos sein, wird mit dem Auftreten von Inkontinenz-und Drangbeschwerden aber dennoch zum Problem.

Die motorische Dranginkontinenz

Patienten, die keine überempfindliche, sondern eine überaktive Blase haben, leiden unter einer motorischen Dranginkontinenz. Die überaktive Blase ist bei ihnen einer mangelnden Hemmung der Nervenimpulse des Blasenmuskels, der für das Leeren der Harnblase zuständig ist, geschuldet. Die Folge ist eine unwillkürliche, nicht mit dem Füllstand der Blase zusammenhängende Kontraktion der Muskulatur, woraus wiederum Harndrang und schließlich ein unkontrollierbarer Urinabgang resultiert.

Die Ursache der motorischen Dranginkontinenz findet sich oft in Erkrankungen des Nervensystems, beispielsweise Parkinson oder MS, aber auch ein schlecht behandelter Diabetes mellitus mit Beeinträchtigung der Nervenfunktion kann dahinterstecken. Zudem kann die bereits erwähnte Prostatahyperplasie, also die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse, neben der sensorischen auch die motorische Dranginkontinenz auslösen.

Übrigens: In selteneren Fällen ist es trotz umfangreicher Diagnostik nicht möglich, abschließend zu bestimmen, welche Ursache eine Dranginkontinenz des motorischen Typs hat.

Dranginkontinenz und Reizblase im Vergleich

Ist eine Dranginkontinenz dasselbe wie eine Reizblase? Die Antwort dürfte so manchen überraschen, denn sie lautet ganz klar: nein! Gemeinsam haben Personen mit Reizblase und Dranginkontinenz-Patienten, dass sie öfter Harndrang verspüren und zur Toilette müssen als ihre Mitmenschen mit "normaler" Blasenfunktion. Eine Reizblase führt aber - anders als die Dranginkontinenz - nicht zwingend zu unfreiwilligem Harnabgang. Personen mit einer Reizblase sind nämlich oft noch in der Lage dazu, den Urin trotz Drang so lange einzuhalten, bis sie eine Toilette aufgesucht haben. Liegt eine Dranginkontinenz vor, ist genau das nicht mehr möglich und der unkontrollierbare Urinverlust wird zum alltäglichen Problem.

Übrigens: Es gibt trotzdem Überschneidungen. Nicht wenige Menschen, die eine Reizblase haben, erleben früher oder später immer häufiger den unwillkürlichen Verlust von Urin und bekommen im Rahmen einer ärztlichen Diagnostik bestätigt, dass sie unter einer Dranginkontinenz leiden.

Diagnosestellung: Ein wichtiger erster Schritt

Wer Beschwerden, die zu einer Inkontinenz passen könnten, bei sich beobachtet, sollte vor allem eines tun: Ruhe bewahren und zeitnah einen Termin beim Arzt oder der Ärztin des Vertrauens vereinbaren. Denn die Dranginkontinenz ist zwar zumeist recht gut behandelbar, aber nur, wenn eine ärztliche Diagnose vorliegt, auf die eine individuell passende Behandlung fußen kann. Betroffene sollten sich also nicht von etwaigen Gefühlen der Scham oder Angst davon abhalten lassen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wir möchten hier Mut machen und dazu motivieren, die Sache so frühzeitig wie möglich in Angriff zu nehmen, anstatt die Beschwerden zu verheimlichen und die damit einhergehende Last ganz alleine zu tragen. Zumal die Inkontinenz-Diagnostik beim Arzt nichts ist, wovor man sich fürchten muss! In seinen Grundzügen läuft der Besuch beim Arzt zwecks einer Inkontinenz-Diagnostik wie folgt ab:

Anamnese

Zuerst liegt der Fokus auf dem persönlichen Gespräch zwischen Arzt beziehungsweise Ärztin und Patient. Im Zuge der Anamnese sammelt der Mediziner Informationen, die er braucht, um die Sachlage einzuschätzen, sich einen Überblick zu verschaffen und vielleicht schon den ein oder anderen Verdacht darauf, welche Form von Inkontinenz im Einzelfall vorliegen könnte, entwickeln zu können. Der Arzt möchte im Gespräch zum Beispiel wissen, welche Symptome der Patient genau erlebt, wie oft und in welchem Kontext diese auftreten, wie lange sie schon zu beobachten sind, über welchen Zeitraum sie anhalten und wie stark sie den Betroffenen in seinem Alltag und seiner Lebensqualität beeinträchtigen. Außerdem ist die medizinische Vorgeschichte des Patienten von Interesse.

Miktionsprotokoll

Im Gespräch wird manchmal klar, dass der Patient keine genauen Angaben zu Art, Menge und Häufigkeit der Symptome machen kann. Betroffene Frauen und Männer können zwar ganz eindeutig sagen, dass sie unkontrolliert Urin verlieren, aber nicht, wann der Urinverlust konkret auftritt und wie oft er sich binnen 24 Stunden im Schnitt ereignet. Um an genauere Informationen zu kommen, bittet der Arzt den Patienten dann in aller Regel darum, ein Miktionsprotokoll (Miktionstagebuch, Blasentagebuch) zu führen. Der Patient schreibt hierfür ein bis zwei Wochen lang auf, wann Harndrang auftritt und wann unfreiwillig Urin abgeht. Zusätzlich kann es Sinn ergeben, zu notieren, wann der Patient wie viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Die so erhobenen Daten bringt er zum nächsten Arzttermin mit, womit ein weiterer Schritt in Richtung einer korrekten Diagnose getan ist.

Untersuchungen

Basierend auf den Infos, die das Miktionsprotokoll und das persönliche Gespräch mit dem Patienten zutage gebracht haben, entscheidet der Mediziner, welche Untersuchungen zur weiterführenden Diagnostik nötig sind. Im Fall der Fälle kann nun eine Überweisung an einen Facharzt, beispielsweise an einen Urologen oder Gynäkologen, erfolgen. Zu den Untersuchungen, die zur Abklärung von Inkontinenz-Symptomen angesetzt werden können, gehören Urin- und Blutuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen, Blasendruck- und Harnstrahlmessungen, das Erstellen eines Harnröhrendruckprofils sowie Blasenspiegelungen.

Dranginkontinenz Therapie: Welche Behandlung hilft Betroffenen?

Die fehlende Kontrolle über die Blase muss kein Dauerzustand sein! Heutzutage gibt es viele unterschiedliche Behandlungen, die Inkontinenz-Patienten Hoffnung geben. Welche der verfügbaren Therapiemöglichkeiten die besten Erfolgsaussichten verspricht, hängt von der Form und dem Schweregrad der vorliegenden Inkontinenz sowie von deren Ursachen ab. Die Therapiemaßnahmen müssen also stets unter Berücksichtigung der gestellten Diagnose und der individuellen Umstände im Einzelfall ausgewählt werden, damit sie Betroffenen möglichst effektiv weiterhilft. Folgende Therapien können in Betracht gezogen werden:

Operative Eingriffe

Verursacht die Dranginkontinenz dem Betroffenen einen hohen Leidensdruck, der durch nicht-invasive Methoden nicht in ausreichendem Maße reduziert werden kann, ist eine operative Behandlung der Blasenschwäche denkbar. Die meisten Ärzte werden allerdings zunächst andere Möglichkeiten der Therapie vorschlagen und ihren Patienten nicht vorschnell zu einer Operation raten. Das ist nur vernünftig, ist doch jeder operative Eingriff mit einigen Risiken verbunden, die nicht leichtfertig in Kauf genommen werden sollten. Trotzdem kann eine OP unter Umständen genau die richtige Behandlungsmethode sein und die Probleme mit der Blase in vielen Fällen nicht nur abschwächen, sondern sogar ganz aus der Welt schaffen. Üblich sind mitunter diese operativen Verfahren:

Erweiterung der Blase

Die sogenannte Blasenaugmentation ist ein Eingriff, der eine Erweiterung der Blase zum Ziel hat. Die operierenden Ärzte nutzen dabei in aller Regel körpereigenes Gewebe aus dem Dünndarm und setzen dieses so ein, dass das Fassungsvermögen der Blase steigt. Das Darmgewebe ersetzt die Blasenwand dann teilweise oder komplett und sorgt aufgrund seiner Elastizität für eine zuverlässigere Speicherung von Harn in der neu konstruierten Blase. Diese invasive Behandlung bietet sich vor allem bei Menschen, deren Dranginkontinenz von einer Querschnittslähmung oder einer stark fortgeschrittenen MS-Erkrankung herrührt, an. Im Anschluss an einen erfolgreich verlaufenen Eingriff dieser Art findet die Blasenentleerung zumeist mithilfe eines Katheters statt, womit Betroffene, für die diese Therapie infrage kommt, mehrheitlich bereits bestens vertraut sind.

Unterspritzung der Blasenwand

Die Unterspritzung der Blase ist - verglichen mit der Augmentation - ein einfacher Eingriff, mit dem sich nichtsdestotrotz überzeugende Ergebnisse erzielen lassen. Die Behandlung setzt bei der Muskulatur der Blase an und lässt diese quasi erschlaffen, sodass sie sich bei niedriger Blasenfüllung nicht mehr ständig unwillkürlich zusammenzieht. Klassischerweise wird hierfür Botox verwendet, aber auch andere Mittel mit krampflösender Wirkung können zum Einsatz kommen. Viele Betroffene bekommen den imperativen Harndrang dank solcher Injektionen gut in den Griff und haben infolge der Unterspritzung deutlich weniger oder überhaupt nicht mehr mit ungewolltem Urinverlust zu tun.

Übrigens: Damit der Effekt anhält, müssen die Injektionen in regelmäßigen Abständen - im Schnitt alle neun Monate - erfolgen.

Implantation eines Blasenschrittmachers

Ein Blasenschrittmacher ist ein Gerät, das im Bereich des Gesäßes eingesetzt wird und ganz einfach gesagt dafür verantwortlich ist, Störungen der Blasenfunktion auszugleichen. Im Falle der Dranginkontinenz hemmt der Schrittmacher mittels kleiner elektrischer Reize fehlerhafte Nervenimpulse, die andernfalls eine Kontraktion der Blasenmuskulatur und damit zusammenhängend den imperativen Harndrang zur Folge hätten.

Medikamente

Eine medikamentöse Therapie wird bei einer Inkontinenz überwiegend in Kombination mit anderen Behandlungsansätzen, wie etwa dem Beckenboden- oder Blasentraining, angeraten und nur selten als alleiniger Ansatz verfolgt. Liegen die Ursachen der Dranginkontinenz in einer überaktiven Blasenmuskulatur, werden gerne Anticholinergika verschrieben. Dabei handelt es sich um Präparate, die vorwiegend zur Behandlung von Asthma oder Parkinson verabreicht werden, aber eben auch eine entspannende und beruhigende Wirkung auf die Harnblase haben. Betroffene, die darüber nachdenken, ein solches Medikament gegen ihre Dranginkontinenz einzunehmen, sollten sich vorab ausführlich mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin beraten und sich detailliert über mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen aufklären lassen. Die medizinischen Experten können einschätzen, ob die Gabe eines Medikaments im jeweiligen Fall sinnvoll ist, und den Patienten im Gespräch auf potenzielle Begleiterscheinungen vorbereiten.

Toiletten- und Blasentraining

Eine sehr schonende und daher oft empfohlene Form von Therapie bei Dranginkontinenz ist das Toiletten- und Blasentraining. Betroffene Frauen und Männer erhalten von ihrem behandelnden Arzt einen präzise auf sie abgestimmten Plan. Dieser hält genau fest, wann sie ihrem Körper Flüssigkeit zuführen und wann sie die Blase auf der Toilette entleeren sollen. Über einen längeren Zeitraum hinweg wird das Toilettentraining und der Plan der erzielten Entwicklung entsprechend angepasst, wodurch sich nach und nach das Blasenvolumen erhöhen und der Harndrang reduzieren soll.

Beckenbodentraining

Beckenbodentraining wird überwiegend Frauen und Männern mit Belastungsinkontinenz verordnet, kann aber je nach Ursache auch bei einer Dranginkontinenz gute Chancen auf eine Abschwächung er Symptome versprechen. Betroffene suchen hierfür einen Physiotherapeuten auf, der ihnen spezielle Übungen, zum Beispiel für eine verbesserte Wahrnehmung der Beckenbodenmuskulatur oder zur Schließmuskel-Stärkung der Blase, zeigt. Entscheidend ist, dass die Übungen regelmäßig und korrekt ausgeführt werden. Bei Bedarf kann beim Beckenbodentraining zusätzlich mit Biofeedback oder Elektrostimulation gearbeitet werden.

Neuromodulation

Eine weitere Behandlung, die eine Verbesserung der Dranginkontinenz-Symptome bewirken kann, ist die Neuromodulation in Form einer Stimulation des Tibialisnervs, der auch als Schienbeinnerv bekannt ist. Der mit der Blase in Verbindung stehende Nerv wird bei dieser speziellen Therapie akupunktiert, was die Muskeln der Blase beruhigen soll.

Inkontinenzprodukte für Frauen und Männer mit Dranginkontinenz

Die Angst davor, dass es jederzeit zu einem unkontrollierbaren Urinabgang kommen kann, den dann im schlimmsten Fall andere Menschen sehen oder riechen können, hindert Inkontinenz-Patienten oftmals daran, Freizeitaktivitäten nachzugehen, soziale Kontakte zu pflegen und ihr Leben zu gestalten. Inkontinenzprodukte, die zum Beschwerdebild passen, können hier eine riesige Hilfe sein. Inkontinenz-Pants, Bettschutzvorlagen, Windelhosen und Einlagen aber auch ableitende Hilfsmittel ermöglichen Betroffenen mehr Flexibilität im Alltag und sorgen für ein Gefühl der Sicherheit.

FAQ

Welche Formen der Harninkontinenz gibt es?

Neben der Dranginkontinenz gibt es die Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz), die Mischinkontinenz, die Überlaufinkontinenz, die Reflexinkontinenz und die extraurethrale Inkontinenz. All diese Inkontinenzformen haben gemeinsam, dass Betroffene ungewollt Urin verlieren, unterscheiden sich aber im Hinblick auf die genaue Symptomatik und die zugrundeliegenden Ursachen.

Was ist imperativer Harndrang?

Imperativer Harndrang ist ein Drang danach, die Blase zu entleeren, der sich nicht beherrschen beziehungsweise kontrollieren lässt. Er gehört per Definition zum Symptombild der Dranginkontinenz und ist so intensiv, dass ein Einhalten des Urins Betroffenen nicht mehr möglich ist.

Sind Frauen oder Männer häufiger von einer Dranginkontinenz betroffen?

Bei Männern, die unter einer Inkontinenz leiden, wird am häufigsten eine Dranginkontinenz diagnostiziert. Sieht man sich die Gesamtheit der Zahlen an, gibt es aber trotzdem deutlich mehr Frauen mit Dranginkontinenz. Das ist nicht verwunderlich, schließlich ist Inkontinenz ein Thema, mit dem sich in Deutschland jede dritte bis vierte Frau im Laufe ihres Lebens auseinandersetzen muss, während "nur" etwas über 10 % der Männer im fortgeschrittenen Lebensalter unter einer Blasenschwäche leiden.

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